Frau
Bundeskanzlerin Dr. Angela MERKEL, Herr Präsident
des Bundestages Prof. Norbert LAMMERT,
Herr Präsident
a. D. des Bundesverfassungsgerichts Prof.
Hans-Jürgen PAPIER,
Im 20. Jahr
nach dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik
Deutschland erwarten wir, dass wirksame Maßnahmen zur Überwindung der tiefer
gewordenen Spaltung unseres Vaterlandes eingeleitet werden. Ziel muss sein,
eine einheitliche soziale, wirtschaftliche und rechtliche Ordnung mit gleichen
Grund- und Menschenrechten für alle Deutschen zu schaffen. Nach Gerechtigkeit
und Wahrheit dürstend haben 1989 die DDR-Bürger die Wende vollbracht und ihre
Verfassungsordnung rechtsstaatlich gestaltet. Heute erleben sie statt
Anerkennung für die gewaltlos vollzogene historische Tat Verständnislosigkeit
und Verdächtigungen, volksverhetzende Diskriminierungen, Schuldzuweisungen,
Missgunst und eine schlimme Altersdiskriminierung.
Tatsächlich
zeigen sich am weiteren Auseinanderdriften des Alterseinkommens und des Eigentums drastisch
die wachsende Ungleichheit von Ost zu West und die Irreführung der Öffentlichkeit.
Die ehemaligen DDR-Bürger erhalten nur ein bis zwei Drittel des
Alterseinkommens ihrer nach den Lebensleistungen vergleichbaren Kolleg/Innen
aus West. Z. B. ist das Ruhegehalt eines Bundeswehr-Hauptfeldwebels mit
2.039,92 € („Die Bundeswehr“ 2009, H. 8) höher als das Alterseinkommen eines Generals
aus der DDR (1.200 bis unter 2000 €). Entsprechendes gilt für Minister oder
Wissenschaftler, Ärzte, Lehrer oder Ingenieure u. a. m. Das monatliche Alterseinkommen
ihrer westdeutschen Vergleichspartner beträgt 4.500 bis 9.000 €. Zudem
unterfallen über 50% derer, die heute im Beitrittsgebiet Rentner werden – ob
Mutter von 3 und mehr Kindern oder Angehöriger der technischen Intelligenz, ob
Arbeiter, Bauer oder Gewerbetreibender – aufgrund des RÜG der Altersarmut. Sie
sind auf staatliche Hilfsgelder angewiesen. Ergänzend weisen wir dazu auf
unseren Brief vom 27.06.09 an die Abgeordneten des Bundestages hin (im Internet
unter www.ostrentner.de – veröffentlicht).
Die
Hilfesuchenden wissen natürlich, dass SIE Gesetzesänderungen nicht
dekretieren dürfen. Sind Sie deshalb aber zur Ohnmacht verdammt, wenn
es gilt, rechtsstaatliches Handeln und „Gerechtigkeit gegen jedermann“ zu
üben, wie es z. B. der Eid vom Bundespräsidenten verlangt?
auf diese
Weise zu helfen, der Verbreitung von Lügen Einhalt zu gebieten
und dadurch die politische Atmosphäre in unserem Land im Interesse der
Herstellung der inneren Einheit zu entgiften. Das würde auch die
Glaubwürdigkeit Deutschlands in der Welt erhöhen, wenn Sie ein
verständnisvolles Aufeinanderzugehen von allen Bürgern fordern würden. Als
gläubige Christen könnten Sie die Lehren Ihrer Religion gegenüber den Bürgern
aller Glaubensrichtungen vorleben und das 8. Gebot beherzigen, „Du sollst nicht
falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“: Sie sollten Position
beziehen gegenüber der Verbreitung von Unkenntnis und Unverstand gegenüber der ehemaliger
DDR und ihren Bürgern, wie das aufgrund der ungerechtfertigten Verteuflung der
DDR zur Verletzung der Menschenwürde von aus DDR gekommenen Bürgern, zur
Missachtung ihrer Lebensleistungen durch Kürzung ihres Alterseinkommens und zur
Beibehaltung des Rentenstrafrechts geführt hat. Zu letzterem hatte bereits vor
16 Jahren im Dreßler namens der SPD erklärte, „Wir fordern die Abschaffung des
Rentenstrafrechts…. um des Rechtsstaates willen“ (Bundestag, Plenarprotokoll
v. 26.01.98, 13/15 S. 959). Millionen
Bürger haben in die DDR verantwortungsbewusst gearbeitet und gelebt, ihre
Verheißung einer besseren Welt, ihre Friedenspolitik, aber auch ihre Fehler und
den stalinistischen Dogmatismus kennen gelernt und mussten den von
beiden Seiten gnadenlos geführten Kalten Krieg ertragen. Sie sind
ebenso wie wir bereit, an der Aufklärung des Geschehens und seiner Auswertung
für die Zukunft in einem besseren Deutschland mitzuwirken. Einer ständige
Herabsetzung der DDR und ihrer Bürger, einer Entwertung
ihrer Lebensleistungen und einer Missachtung ihrer Erfolge bei der Umgestaltung
der DDR in einen demokratischen Rechtsstaat durch grundlegende Verfassungs- und
Rechtsakte in der Zeit bis zum Beitritt am 03.10.90 müssen wir jedoch
nachdrücklich entgegentreten. Das liegt im Interesse von Gerechtigkeit und
Wahrheit bei der Betrachtung der deutschen Geschichte der jüngsten Zeit. Sollte
nicht z. B. symbolisch für die Leistungen der DDR-Bürger bei der friedlichen
Grenzöffnung am 09.10.90 jener Offizier, der verantwortungsbewusst das Richtige
getan und den Übergang Bornholmer Straße geöffnet hat, ausgezeichnet werden – oder
endlich wenigstens eine angemessene Alterssicherung erhalten?!
Wir
appellieren an Sie, Herr Bundespräsident, Frau
Bundeskanzlerin, mit der
Verbreitung der Wahrheit und der Entlarvung von Lügen und Halbwahrheiten über
die Alterssicherung Ost einen Kurswechsel zur Veränderung der Politik im
Einigungsprozess einzuleiten, damit endlich die Losung der Demonstranten aus der
DDR von 1989, „Wir sind ein Volk!“, umgesetzt und die Wende aus dem
Kalten Krieg in ein besseres Leben und Verstehen spürbar für alle Deutschen
vollzogen werden kann[2].
Dr. Ingeborg
Christoph
Dr. Karl-Heinz Christoph Anhang zu dem Appell vom 10. Juli
2010:
1. Brief vom
01.01.2008 an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel. 2. Brief vom
20.01.2008 an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel. 3. Brief vom
30.06.2009 an den Präsidenten des Bundestages, Prof. Lammert. 4. Brief vom
27.06.2009 an die Bundestagsabgeordneten (über: Präsidenten des Bundestages,
Prof. Lammert). 5. Brief vom
07.10.2007 an den ehem. Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts. 6. Brief vom
25.10.2007 an den ehem. Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts.
Das Buch verfolgt
ebenso wie der Appell das Ziel, die über lange Zeit verweigerte öffentliche
Diskussion über die Alterssicherung Ost und die Altersdiskriminierung
der aus der DDR gekommenen Bürger, insbesondere der Frauen, und damit insgesamt
über
die Anerkennung der Lebensleistungen dieser Bürger in Gang zu bringen. [1] Der Appell ist veröffentlicht und erläutert in: Bestohlen
bis zum Jüngsten Tag. Kampf dem Rentenabbau Ost. Karl-Heinz Christoph, Verlag
Das Neue Berlin, Berlin 2010, Seiten 25 bis 30. [2] Als Anlagen werden Kopien von nicht
beantworteten Briefen, die an die hohen politischen Würdenträger gerichtet
waren, sowie in dem gleichzeitig veröffentlichten Buch weitere aktuelle
Materialien zur Alterssicherung Ost veröffentlicht. Hingewiesen wird ergänzend
auf www.ostrentner.de und www.rentenrecht.de. |
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